Der Schmetterling

Der Schmetterling

Der verschrobene Schmetterlingssammler

Die 8-jährige Elsa hat es nicht leicht. Ihre alleinerziehende Mutter kümmert sich nicht ausreichend um sie und vergisst schon mal ihre Tochter von der Schule abzuholen. Einige Male war Elsa schon im Heim und nun hat ihre Mutter auch noch vergessen ihr die Schlüssel zur neuen Wohnung einzustecken. Ein Glück, dass Elsa im Café ihren Nachbarn Julien kennen lernt, einen meistens unwirsch reagierenden älteren Herrn, der nur für seine Schmetterlingssammlung lebt.

Expedition mit blindem Passagier

Der SchmetterlingWiderwillig nimmt Julien die aufgeweckte Kleine mit zu sich nach Hause und erhält auch prompt die Quittung für seine Gutmütigkeit: Elsa betritt verbotenerweise das Gewächshaus und Juliens wertvolle Falter flattern durch die offene Tür ins Freie. Aber Elsa lässt sich auch durch den anschließenden Rausschmiss nicht abschütteln. Als sie hört, dass Julien eine Expedition plant, um in den Bergen nach dem wertvollen Isabella-Falter zu suchen, versteckt sie sich heimlich in seinem Wagen. Julien würde seinen blinden Passagier nur zu gerne wieder loswerden, doch Elsas Mutter scheint wieder einmal unterwegs zu sein und geht nicht ans Telefon.

Eine wunderbare Freundschaft

Der SchmetterlingMit kleinen Tricks und viel Überredungskunst kann Elsa Julien davon überzeugen, sie nicht an der nächsten Polizeiwache abzuliefern sondern auf seine Bergwanderung mitzunehmen. Dabei muss der Naturfreund Julien nicht nur die Geräusche eines Gameboys ertragen, sondern auch die unaufhörlichen Fragen seiner neugierigen Begleitung. Alles will sie wissen, in Elsas Kopf kreisen tausend Fragen zu großen und kleinen Dingen des Lebens. Das seltsame Paar streitet und versöhnt sich wieder und am Ende ihrer Reise finden die beiden nicht nur ein rares Insekt, sondern eine wunderbare Freundschaft.

Über den Film

Auf ihrer Wanderung durch die französischen Alpen nähern sich zwei sehr unterschiedliche Menschen einander an: Das Großstadtkind Elsa lernt staunend die Wunder der Natur kennen. Nebenbei lehrt ihr großväterlicher Freund sie ein paar Weisheiten des Lebens. Umgekehrt trifft Elsa mit ihrer Heiterkeit und Lebendigkeit den vereinsamten und verbitterten Julien mitten ins Herz und zeigt ihm, wie wichtig es ist, seinen Gefühlen zu vertrauen. Julien beginnt seinen Kokon abzulegen, der ihn einschnürte und über viele Jahre nicht „fliegen“ ließ.

Der für Jung und Alt gleichermaßen sehenswerte Film, der in seinem Ursprungsland Frankreich zum Publikumserfolg geriet, besticht durch seine bezaubernde Poesie, die einfache, anrührende Geschichte und das ungezwungen wirkende Spiel seiner beiden Hauptdarsteller/innen Michel Serrault als kauziger Alter und Claire Bouanich als Elsa. Philippe Muyl hat seinen wunderschönen Film eher als modernes Märchen über Einsamkeit und das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit, denn als „Roadmovie“ mit unmittelbarem Gesellschaftsbezug gedreht.
Holger Twele, Kinofenster.de, 03/2004

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