Die kleinen Hexenjäger

Jovan lauscht an der Tür

Der Traum von Superkräften

Jovan hat Kinderlähmung und kann daher nur mit Mühe laufen. Seine Gehbehinderung macht ihn zum idealen Mobbing-Opfer, und der Zehnjährige versucht alles um in der Schule nicht aufzufallen. In den Pausen bleibt er allein und die Nachmittage verbringt der Einzelgänger oft in der Physiotherapie und flüchtet sich in Tagträume, in denen er als Superman Shade durch die Stadt fliegt und gegen das Unrecht ankämpft.

Zwei ungleiche Freunde

Jovan und Milica in ihrem GeheimversteckAlles ändert sich, als Milica in seine Klasse kommt. Jovan ist alles andere als begeistert, als er seine Bank mit der Neuen teilen muss. Aber schon bald freundet er sich mit dem selbstbewussten Mädchen an, das sich nichts gefallen lässt und sich sogar mit Nicola, dem mobbenden „Klassenchef“, anlegt. Doch auch Milica kämpft mit einem Problem: Ihr Vater hat die Familie verlassen, und Milica muss nun mit ihrer Mutter bei der Großmutter leben.

Ein spannendes Abenteuer

Milica vor Ingwer und dem Kombucha-GlasSchuld an allem ist „die Hexe“ – so nennt Milicas Oma die neue Freundin ihres Vaters abfällig. Milica nimmt die Bezeichnung ernst und hat sogar Beweise gefunden. Die Frau bringt ihren Vater dazu, unnatürliche Verrenkungen zu machen, mixt grüne Zaubertränke, hat einen Alien namens Kombucha in ein Einmachglas gesperrt, kocht mit schwarzem Salz und singt dazu „Om“. Für Milica steht fest: Ihr Vater wurde verzaubert! Gemeinsam beschließen die neuen Freunde, Milicas Stiefmutter Svetlana als Hexe zu enttarnen und ihre Eltern wieder zusammen zu bringen. Nun kann Jovan endlich beweisen, dass er auch im realen Leben ein Superheld ist...

Über den Film

Mit Kreativität und Humor inszenierter und erfrischend gespielter Kinderfilm, der sensible Einblicke in die Wahrnehmung zweier Kinder bietet, die sich großen Problemen wie Trennung, Mobbing und körperlichen Einschränkungen stellen müssen.

Einerseits geht es um Behinderung und Inklusion, andererseits um die Probleme eines Scheidungskindes, das nicht verstehen kann, warum der Vater die Familie verlassen hat. Beides sind gängige Topoi des europäischen Kinderfilms, aber noch nie wurden diese Topoi stimmig miteinander verbunden, sehr realitätsnah und vor allem glaubwürdig umgesetzt. Natürlich hebt es die Stimmung, wenn ein Junge mit einer Behinderung plötzlich seine körperlichen Schranken überwindet und etwas leistet, was niemand für möglich gehalten hätte.

Die Paralympics sind ein wunderbares Beispiel dafür. Und selbstverständlich rührt es das Herz, wenn zerstrittene Elternteile nicht zuletzt aus Liebe zu ihrem Kind wieder zueinander finden. Dass es auch im Kinderfilm ganz anders laufen kann und die Kraft spendende Zuversicht dabei dennoch nicht auf der Strecke bleibt, zeigt dieser kleine, aber feine Film. Jovan muss sich damit abfinden, dass eine Heilung für ihn nahezu ausgeschlossen ist, und Milica macht die wichtige Erfahrung, dass man sich im Leben tatsächlich mehr als einmal „so richtig“ verlieben kann. Wow!
Holger Twele, kinder-jugend-filmportal.de

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