Das Geheimnis des Seehundbabys
Geheimnisvolle keltische Geschichten
Nach dem Tod ihrer Mutter findet die elfjährige Fiona bei den Großeltern an der Westküste Irlands ein neues Zuhause und in ihrem Cousin Eamon einen guten Freund. Gebannt lauschen beide den geheimnisvollen Geschichten des Großvaters über ihre keltischen Vorfahren. Besonders fasziniert ist Fiona von den Selkies, den sagenumwobenen Halbwesen aus Mensch und Robben. Diese Meereslebewesen legen an Land ihr Seehundfell ab und leben fortan als Menschen weiter. Ohne sein Fell kann ein Selkie nicht mehr ins Meer zurück und ist dazu verdammt für immer in Menschengestalt zu bleiben.
Eine Wiege trieb auf das offene Meer
Eine Legende besagt, dass ein Vorfahre von Fiona sich einst in eine wunderschöne Selkie verliebte und sie zwang an Land zu bleiben. Die beiden lebten auf der nahegelegenen Insel Roan Inish und hatten viele Kinder, die alle in einer geheimnisvollen Wiege großgezogen wurden. Eines Tages jedoch fand die Seehundfrau ihre Robbenhaut wieder und kehrte ins Meer zurück. Die Wiege wurde von Generation zu Generation weiter vererbt bis zu jenem Tag, an dem Fionas kleiner Bruder Jamie darin aufs offene Meer trieb und für immer spurlos verschwand. Gerüchten zufolge soll Jamie noch leben und seine Wiege immer noch in den Gewässern um Roan Inish treiben.
Der verschollene Bruder
Und tatsächlich findet Fiona in dem alten verfallenen Haus auf Roan Inish eindeutige Hinweise, dass hier jemand lebt: Reste einer Feuerstelle und kleine Fußspuren im Sand! Könnten die von Fionas verschollenem Bruder sein? Haben die Seehunde etwas mit Jamies Verschwinden zu tun? Fiona lässt nicht locker und gemeinsam mit Eamon lüftet sie das Geheimnis des Seehundbabys...
Über den Film
Die märchenhafte Geschichte basiert auf einem bereits 1957 erschienenen Roman von Rosalie K. Fry, der seinerseits einen alten keltischen Mythos zur Grundlage hat. Regisseur John Sayles ist es vorbildlich gelungen, die irische Legende von den Selkies filmisch in die raue wirtschaftliche Wirklichkeit der 50er Jahre zu transponieren. Die nebulöse und einsame Landschaft an der Westküste Irlands, die immer noch traditionsverbundene Lebensweise der Fischer, deren Glaube an natürliche Kräfte und Mythen werden hier zu einem spannenden Filmgedicht verbunden, das Jung und Alt gleichermaßen begeistern dürfte. Dabei rutschen die Bilder nie ins Kitschige ab, auch da nicht, wo in einer Rückblende die Selkie beim Abstreifen ihrer Haut beobachtet wird. Deutlich lässt der Regisseur seinen tiefen Respekt für die lebendige Bedeutung der Sagenwelt als Teil der kulturellen Identität Westirlands durchscheinen.
Die atmosphärisch dichte Inszenierung, wunderbare Irland-Bilder und die souveränen Darbietungen der Schauspieler dürften auch Erwachsene faszinieren.
VideoWoche
Richtig gute Kinderfilme sind so selten, dass sich auch
Erwachsene das staunenswerte irische Folk-Märchen von John Sayles ansehen sollten.
Cinema 1/96
Kurzinfo
USA, Irland 1994
Regie: John Sayles
Drehbuch: John Sayles nach einem Roman von Rosalee K. Frey
Länge: 103 Min
FSK ab 0
empfohlen ab 8 Jahre
Darsteller/innen:
Jeni Courtney (Fiona), Richard Sheridan (Eamon), John Lynch (Tadhg) u.a.
Auszeichnungen
Sonderpreis der Kinderjury beim 17. Kinderfilmfest der Berlinale 1994
Themen
Mythen und Märchen, irische Legenden- und Sagenwelt, Familie