Die dicke Tilla

Die dicke Tilla

Tilla sagt Anne den Krieg an

Gibt es Feindschaft auf den ersten Blick? Tilla, die unbestrittene Anführerin der Klasse kann Anne, die Neue, jedenfalls von Anfang an nicht ausstehen. Deshalb sagt sie ihr unmissverständlich den Krieg an und hetzt auch die anderen gegen Anne auf. Woher diese spontane Ablehnung kommt, weiß Tilla selbst nicht so genau. Ist es die Brille oder weil Anne lauter Einsen hat? Weil Anne ein Einzelkind aus intakter Familie mit Haus, Garten und Pudel ist und Tilla zu Hause alle Arbeiten für Vater und Brüder erledigen muss? Oder weil Anne einfach anders ist?

Anne gibt nicht auf

Tilla will Anne zeigen, dass sie die Stärkere ist. Aber Stärke hat nicht nur etwas mit Körperkraft zu tun, das merkt Tilla bald. Obwohl Anne unter den Angriffen leidet und am liebsten gar nicht mehr zur Schule ginge, gibt sie nicht auf und bietet Tilla Paroli, auch wenn es ihr schwer fällt. Als Anne von Tilla mal wieder angepöbelt wird, revanchiert sie sich mit einem Bild, auf dem Tilla mächtig dick und böse aussieht. Trost findet Anne bei ihrem Klassenkameraden Felix und in ihren Träumen, in denen sie mit einem riesigen Fisch überall hinfliegt und dem sie von ihren Nöten und Ängsten erzählen kann.

Eine wilde Verfolgungsjagd

AnneSchließlich eskaliert die Feindschaft: Tilla verdrischt Anne und demoliert ihr Fahrrad. Nun hat Tilla Angst, dass ihr Vater dahinter kommt, denn mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Nach einer Verfolgungsjagd über Stock und Stein sehen sich die beiden unterschiedlichen Mädchen in hilfloser Lage unter dem Scheunendach gegenüber und fangen an, miteinander zu reden. Aus einer richtigen Feindschaft wird wohl nie eine dicke Freundschaft – aber manchmal tut man sich besser zusammen. Das merken schließlich auch Tilla und Anne...

Über den Film

Es gibt nicht wenige Kinder, die sich fürchten zur Schule zu gehen. Sie haben Angst vor Mitschülern, vor Größeren und Stärkeren. Schon im frühesten Alter gibt es Rivalitäten, Machtbehauptung und Machtmissbrauch. Feindschaft, Konkurrenz und schließlich Versöhnung sind Themen, die im Kinderfilm selten so direkt angesprochen werden, wie in dieser DEFA-Produktion aus dem Jahre 1982.

Der Film regt auf eine wunderbare, heitere Weise das Verständnis der Kinder füreinander an, indem er zeigt, dass „Anderssein“ kein hinreichender Grund für Feindschaft ist und dass jedes Verhalten Ursachen hat. Wer sie kennt, kann dem anderen viel besser helfen und mit ihm Freundschaft halten. Ein Film, der an die Erlebnisse der Kinder anknüpft, zuspitzt und nachdenklich stimmt, bei dem man aber auch viel lachen und träumen kann.
Marlene Köhler, Freiheit, 21.04.1982

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