Whale Rider

Pai und Koro

Traditionen leben

Whale Rider: Pai in traditioneller KleidungDie Maori-Bewohner der Ostküste Neuseelands führen ihr Herkunft auf Paikea, den Walreiter, zurück. Seitdem geht sein Amt als Anführer stets auf den männlichen Erstgeborenen der nächsten Generation über. Nachdem ihr Zwillingsbruder bei der Geburt gestorben ist, sieht sich die zwölfjährige Pai, eine traditionsbewusste Maori und erstgeborene Enkelin des Stammesoberhauptes Koro, als legitime Nachfolgerin. Sie ist klug, mutig, zäh, entscheidungsstark und hat einen guten Draht zu den Mächten der Natur. Aber Pai ist ein Mädchen. Für Koro völlig inakzeptabel.

Die Suche nach einem Nachfolger

Pai und Koro fahren FahrradIn dem er allen zwölfjährigen Jungen des Stammes Unterricht in den alten Kampf- und Kulturtechniken gibt, versucht Koro eine Persönlichkeit zu finden, die dem Clan das Bewusstsein für die Traditionen erhält und ihn ebenso durch die Herausforderungen der neuen Zeit führt – doch vergeblich. Pai wird von diesem Unterricht ausgeschlossen, lernt die Maori-Rituale aber heimlich mit Hilfe ihres Onkels. Trotzdem demütigt der Großvater sie mit seiner Missachtung, ignoriert ihre Begabungen und weigert sich, sein Verständnis von Traditionspflege zu ändern.

Die Walreiterin

Pai in einem Waka Eines Abends strandet eine Gruppe Wale vor der Küste. Alle Dorfbewohner versuchen gemeinsam die Tiere vor dem Tod zu bewahren. Nur Pai wird von ihrem Großvater ausgeschlossen, weil er glaubt, dass ihr Hochmut überhaupt erst dazu geführt hat, dass die Wale gestrandet sind. Die gemeinsame Rettungsaktion scheint vergeblich. Entmutigt und völlig erschöpft ziehen sich die Dorfbewohner zurück. In diesem unbeobachteten Moment steigt Pai heimlich auf den Leitwal, schafft es, ihn mit der steigenden Flut in tiefes Wasser zu lenken und damit die Wale zu retten. Als Pai, bereit ihr Leben zu opfern, weit draußen auf dem Meer mit dem Wal untertaucht, begreift der Großvater schließlich, dass es für die Tradition des Volkes völlig gleichgültig ist, ob sie von Jungen oder Mädchen weitergetragen wird.

Über den Film

Der von der Neuseeländerin Niki Caro verfilmte Roman des Maori-Schriftstellers Witi Ihimaera wurde komplett an den Originalschauplätzen der Legende gedreht. Pai wird zum Vorbild für alle Mädchen und Frauen, die ihren Wert und ihre Eigenständigkeit in einer von Männern dominierten Gesellschaft finden und leben wollen. Die geschickt die Balance zwischen Realismus und Mystik haltende Emanzipationsgeschichte besticht auch durch den dramatischen Konflikt zwischen Großvater und Enkelin, durch grandiose Naturaufnahmen und vor allem durch eine Hauptdarstellerin, der man die verkörperte Mischung aus kindlicher Unschuld und weiser Führungspersönlichkeit abnimmt. Für die emotionale Kraft dieses Films sprechen bereits drei Publikumspreise auf internationalen Festivals.
Holger Twele, kinofenster.de

» zum Seitenanfang